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Mehr Sicherheit für den geliebten Vierbeiner

Printausgabe | April 2024
Für viele Hundehalter ist eine Haftpflichtversicherung unverzichtbar. Mit einer Tierkrankenpolice sind auch die Liebhaber anderer Vierbeiner sicherer unterwegs. Denn der Versicherungsschutz deckt viele medizinische Leistungen ab, die in jüngster Zeit teurer geworden sind. Aber es gilt, auf Leistungsausschlüsse und Limitierungen zu achten. Und es gibt eine Alternative.
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In Deutschland hat fast jeder zweite Privathaushalt mindestens ein Haustier. Am beliebtesten sind Katzen und Hunde, wie eine repräsentative Befragung im Auftrag des Zentralverbands Zoologischer Fachbetriebe (ZFF) zeigt. Insgesamt wurden 34,4 Millionen Hunde, Katzen, Kleintiere, Ziervögel und -fische gezählt (siehe Schaubild).

Tierversicherungen haben hierzulande lange Zeit ein Nischendasein gefristet. Seit einigen Jahren vollzieht sich hier ein Wandel: Die Abschlusszahlen steigen, und immer mehr Anbieter tummeln sich auf dem Markt. Und es ist ein Wachstumsmarkt: Aktuell plant laut einer Studie von Nordlight Research jeweils rund jeder zweite Besitzer von Hunden, Katzen oder Pferden den Neuabschluss einer Tierversicherung. Speziell bei Tier-OP-Versicherungen und Tierkrankenversicherungen könnte das bisherige Marktvolumen um bis zu 50 Prozent steigen. „Der Tierversicherungsmarkt ist immer noch klein, und es gibt weniger Anbieter als in anderen Sparten“, meint Ingolf Putzbach, Geschäftsführer des neuen Hamburger Anbieters Cleos Welt. Dazu gebe es eine sehr geringe Marktdurchdringung.

Am meisten verbreitet ist die Tierhalterhaftpflichtversicherung. Während Katzen in der Regel in der privaten Haftpflichtversicherung mitversichert sind, gilt dies nicht bei Pferden und Hunden. 85 Prozent der Pferdebesitzer und 74 Prozent der Hundebesitzer verfügen daher über eine solche Police. Hier kann es um Sach- und Personenschäden gehen, möglicherweise mit Verdienstausfällen bis hin zur Berufsunfähigkeit. Der Tierhalter haftet vollumfänglich persönlich – mit seinem gesamten Vermögen in unbegrenzter Höhe, im schlimmsten Fall bis zum Ruin. Diese Versicherung ist daher unverzichtbar, meint auch der Verbraucherzentrale Bundesverband. In einigen Bundesländern ist eine solche Police Pflicht, in anderen nur für bestimmte Rassen.

über 80.000 schäden pro jahr

Wie der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) mitteilt, übernehmen die Hundehaftpflichtversicherungen im Jahr über 80.000 Schäden, die von den Vierbeinern verursacht wurden. Im Durchschnitt kostet so ein Schaden rund 1.000 Euro. Allerdings gibt es pro Jahr etwa 100 Unfälle, die 50.000 Euro und mehr kosten. Auch Mietsachschäden sind häufig über die Hundehalterhaftpflicht versichert. Gleiches gilt für ungewollte Deckakte. Wird der Hundehalter hingegen unbegründet in Anspruch genommen, wehrt der Haftpflichtversicherer dies ab („passiver Rechtsschutz“).

Die Versicherungskosten sind überschaubar. Preiswerte Policen gibt es ab 35 Euro pro Jahr. Abhängig sind die Tarife vom Alter, der Rasse und Größe des Hundes. Dazu kommen die ausgewählten Leistungen und die Höhe der Deckungssumme. Besonders hoch sind die Versicherungsbeiträge bei so genannten Listenhunden, also Hunden, die aufgrund ihrer Rasse als gefährlich eingestuft werden. Bei den meisten Policen gibt es Tarife mit einer Selbstbeteiligung in der Regel zwischen 100 und 500 Euro.

Deutlich weniger verbreitet ist hingegen die Tierkrankenversicherung. 42 Prozent der Pferdebesitzer, 30 Prozent der Hundebesitzer und 23 Prozent der Katzenbesitzer verfügen über einen solchen Versicherungsschutz. Die Policen decken eine Vielzahl von medizinischen Leistungen ab, wie Tierarztbehandlungen, Medikamente, diagnostische Tests und Operationen. Die Tarife können auch Notfallbehandlungen, Krankenhausaufenthalte, Physiotherapie und alternative Behandlungen absichern.

teurer gang zum tierarzt

Der Gang zum Tierarzt ist seit November 2022 deutlich teurer geworden. Denn mit der seinerzeitigen Aktualisierung der Gebührenordnung für Tierärzte (GOT) kam es zu einer massiven Erhöhung von teilweise über 200 Prozent der Gebührensätze. Immerhin lag die letzte Anpassung über 20 Jahre zurück. Die Erhöhungen spiegeln sich in den Versicherungs- ebenso wie in den Behandlungskosten wider: So kostet zum Beispiel eine Frakturbehandlung beim Hund 1.400 Euro und die Behandlung eines Kreuzbandrisses sogar 1.600 Euro, wie das Maklerportal „vergleichen-und-sparen“ informiert. Die Behandlung eines Hüftgelenk-Schadens kann sogar bis zu 5.000 Euro kosten.

Mit einer Tierkrankenversicherung können solche Kosten aufgefangen werden. Der Versicherungsschutz kostet für den Hund etwa dreimal so viel wie eine OP-Versicherung. Die Beiträge sind in der Regel abhängig von der Rasse, der Größe, dem Gewicht, dem Alter des Tieres und der Art der Haltung. Dazu kommt die Höhe der Selbstbeteiligung, des ausgewählten Satzes der Gebührenordnung für Tierärzte (GOT: 1-fach, 2-fach, 3-fach, 4-fach) und der Leistungen des Tarifs. Prinzipiell gilt: Je jünger das Tier, umso geringer die Beiträge. Und das Chippen des Tieres kann zu günstigeren Beiträgen führen. Die Tarife unterscheiden sich nach Höchstgrenzen bei der Kostenübernahme. Auch Leistungsausschlüsse bei Operationen (bestimmte Erkrankungen, Rassen) sind möglich. Schließlich müssen Wartezeiten berücksichtigt werden, bis der Versicherungsschutz in Kraft tritt.

Nicht in allen Tarifen gibt es eine freie Tierarzt- und Klinikwahl oder Telemedizin. Leistungsunterschiede gibt es auch bei der Kostenübernahme von Zahnextraktionen oder Wurzelbehandlungen, Impfungen oder Kastrationen. Unterschiedlich geregelt sind ebenso Physiotherapie und Rehabilitation nach Verletzungen und alternative Behandlungen wie Akupunktur oder Homöopathie. Nicht jeder Versicherer zahlt im Übrigen bei Versicherungsfällen während eines vorübergehenden Auslandsaufenthalts. Schließlich sollte die Frage geklärt sein, ob der Versicherer nach einem Schadenfall auf eine Kündigung verzichtet.

Tier-OP-Versicherungen als Alternative

Viele Versicherer bieten ihre Tarife in unterschiedlichen Varianten an. Meist handelt es sich um einen Basis-Tarif, einen Komfort- und einen Premiumtarif, erklärt Martin Markowsky, Versicherungsmakler und Geschäftsführer der Dogvers GmbH (siehe Kurzinterview auf Seite 51). Die Unterschiede liegen in der Beitragshöhe und im Leistungsangebot. Der Basistarif deckt in der Regel deutlich weniger ab, es fehle etwa die Erstattung von Vorsorgeaufwendungen, oder es gibt Limitierungen bei den Erstattungsbeträgen. Häufig werden bestimmte Krankheiten, wie Hüftdysplasie oder Ellenbogendysplasie, ausgeschlossen. „Aus diesem Grund halte ich nichts von diesen Tarifen“, urteilt der Experte daher unmissverständlich.

Eine Alternative für kostenbewusste Tierbesitzer können vielmehr Tier-OP-Versicherungen darstellen, vor allem wenn es sich um ältere Tiere handelt. Derzeit verfügen etwa 47 Prozent der Pferdebesitzer, 27 Prozent der Hundebesitzer und 18 Prozent der Katzenbesitzer über einen solchen fokussierten Versicherungsschutz. Wie der Produktname erahnen lässt, deckt eine OP-Versicherung nur die Kosten für eine Operation ab, die durch eine Krankheit oder Verletzung des Haustiers erforderlich ist. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.