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Historische Parallelen

November 2023
Thomas Grüner von Grüner Fischer Investments zieht Vergleiche zu vergangenen Korrekturen und erklärt, weshalb Anleger Ruhe bewahren sollten.
Grüner Fisher Investments
Thomas Grüner, Grüner Fisher Investments

Mit einem Marktrückgang von zehn Prozent haben die globalen Aktienmärkte das offizielle Korrekturniveau erreicht. „Diese Entwicklung ist für viele Anleger doppelt schmerzhaft, geschieht sie doch, bevor die alten Höchststände vom Januar 2022 wieder erreicht werden konnten“, bilanziert Thomas Grüner, Gründer und Vice Chairman von Grüner Fisher Investments. Beängstigende Schlagzeilen gebe es ausreichend: Krieg in Israel und ein schneller Anstieg der Renditen 10-jähriger Staatsanleihen in den USA seien nur zwei der Sorgen von Investoren. Die Beschaffenheit von Korrekturen verändere sich jedoch nicht. Diese seien stimmungsgetrieben und in der Regel genauso schnell wieder verschwunden, wie sie gekommen sind. „Die fundamentalen Faktoren haben sich hingegen nicht verändert“, betont Grüner. „Daher besteht unser Ratschlag: Ruhig bleiben.“

FALSCHE FÄHRTEN

Starke Marktbewegungen können anstrengend sein und doch gehören sie zu Erholungsbewegungen nach Rückgängen dazu. Während des Bullenmarkts zwischen 2009 und 2020 habe es zwischenzeitlich neun Rückgänge im marktbreiten S&P 500 von mehr als acht Prozent gegeben. Alle seien mit Schreckensmeldungen verbunden gewesen: Die Pleite Griechenlands, die allgemeine Schuldenkrise der Eurozone, der Streit um die US-Schuldenobergrenze, der Handelsstreit, Brexit oder die Sorgen um das chinesische Wachstum hätten allesamt den Marktanstieg nicht verhindern können. Ebenso seien die heutigen Sorgen mit ähnlichen Eigenschaften ausgestattet.

So würden vielen Anlegern vor allem die langfristigen Zinsen in den USA Sorgen machen. Mit dem Anstieg der Renditen für 10-jährige Staatsanleihen auf mehr als fünf Prozent in den USA – zum ersten Mal seit 2007 – würden Erinnerungen an Schulden- und Finanzkrisen laut. „Auch wenn es keinen Zusammenhang zu der Situation 2007 bis 2009 gibt und die damaligen Zinsen die Krise nicht auslösten, werden schnell mediale Vergleiche erstellt“, erläutert Grüner. Andere Beobachter behaupten, dass Zinsen von fünf Prozent ein Problem für die Aktienmärkte seien. „Doch zum einen sind fünf Prozent im historischen Vergleich niedrig, zum anderen existiert kein Zusammenhang zwischen der Rendite der Aktienmärkte und hohen oder niedrigen Zinsen“, betont der Experte.

IRONIE DES MARKTRÜCKGANGS

Ähnliche Aussagen würden sich bezüglich des Kriegs in Israel mit der Hamas treffen lassen. Während die tragischen Entwicklungen global nur geringe wirtschaftliche Signifikanz aufweisen würden, sorgten die Unsicherheit der israelischen Reaktion und die potenziellen Folgen für Unruhe. „Diese sind jedoch begrenzt und Aktien bewerten letztendlich die Auswirkungen von Ereignissen auf die erwarteten Gewinne der kommenden drei bis 30 Monate“, so Grüner.

Die Ironie der aktuellen Marktbewegung bestehe darin, dass sie exakt in der Phase komme in welcher die Daten die Widerstandsfähigkeit der Weltwirtschaft beweisen. In der vergangenen Woche habe das Bruttoinlandsprodukt der USA besonders positiv überrascht. Die Einkaufsmanagerindizes für Oktober würden für die USA Expansion anzeigen. Die globale Inflation verlangsame sich. China habe trotz Problemen im Immobilienmarkt ein überraschend hohes Wachstum von 4,9 Prozent verzeichnet. Die Überraschungen seien also positiv, global und breit gestreut.

„Der aktuelle Rückgang signalisiert eine frühe Korrektur im jungen Bullenmarkt: schwierig auszuhalten, emotionsgetrieben und kurzfristig“, resümiert Grüner. Fundamental werde die Welt von einer Rückkehr zur wirtschaftlichen Normalität positiv überrascht. Solche Phasen würden keinen langfristigen Rückgang bedeuten und der Versuch des Timings würde insbesondere in dieser Zeit die langfristigen, marktgerechten Renditen gefährden. „Daher feiern Sie die Rückkehr zur fundamentalen Normalität und konzentrieren Sie sich auf die übergeordneten Trends“, so Grüner. „Diese sind positiv.“