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Hartnäckiges Zinsplateau

November 2023
Die „Inflationäre Psychologie“ dürfte Zinsen lange oben halten, meint Chefökonom Shamik Dhar von BNY Mellon IM.
BNY Mellon IM
Shamik Dhar, BNY Mellon IM

Die Zinsen dürften nach Ansicht des Vermögensverwalters BNY Mellon Investment Management (BNY Mellon IM) höher bleiben und länger auf diesem hohen Niveau verharren, als es am Markt erwartet wird. „Eine ganze Generation an Arbeitnehmern wird sich an ein globales Zinsumfeld gewöhnen müssen, das bis zu fünfmal höher ist als das, was sie bisher gewohnt war“, meint Chefökonom Shamik Dhar von BNY Mellon IM, in einem aktuellen Kommentar.

Ihm zufolge werden sich die Zinsen wahrscheinlich zwischen 4,5 und 5,5 Prozent einpendeln – eine Spanne, die es seit 2008 nicht mehr gegeben hat und die den Experten an die 1980er und 1990er Jahre erinnert. Damals habe es etwa fünfzehn Jahre gedauert, um das „Gespenst der hohen Inflation“ der 1970er Jahre abzuschütteln. Daraus schlussfolgert Dhar: „Auch wenn die Inflation unter Kontrolle ist, bedeutet das nicht, dass ihre Auswirkungen nicht noch Jahre später spürbar sein werden.“

BNY Mellon IM untermauert die Zinsprognose damit, dass es eine Vielzahl entsprechender Treiber gebe. „Wenn die Inflation eine Zeit lang hoch war, entsteht eine ,inflationäre Psychologie‘“, nennt Dhar einen dieser Treiber. „Diese führe dazu, dass noch höhere Nominalzinsen erforderlich sind, um die Inflation wieder zu senken.“ Es habe lange gedauert, bis die Inflationspsychologie der 1970er Jahre überwunden war, so dass die Zinssätze lange Zeit hoch blieben. „Dieser Kampf wurde wohl erst in den späten 1990er Jahren gewonnen.“

Darüber hinaus greife es zu kurz, das aktuelle Inflationsumfeld allein auf die jahrelangen quantitativen Lockerungsprogramme nach der Finanzkrise und die globale Pandemie zurückzuführen. Als weitere Treiber nennt Dhar häufigere Inflationsschocks infolge von Deglobalisierung und der Unterbrechung der globalen Lieferketten, höheres Produktivitätswachstum, die Kosten des klimaneutralen Umbaus der Wirtschaft, die schwierige demografische Situation und die hohe Staatsverschuldung in der westlichen Welt. „In der Summe erhöhen diese Aspekte die Wahrscheinlichkeit, dass die Zinsen längere Zeit höher sein werden“, schlussfolgert Dhar. „Dies wird sich entsprechend auf die Investitionschancen und -risiken auswirken.“

Mit Blick auf die Anleihemärkte schreibt Dhar: „Durch den Anstieg der Anleiherenditen auf ein Niveau, das seit einiger Zeit nicht mehr verfügbar war, wird der Ertragspuffer wahrscheinlich den Rückgang der Anleihekurse ausgleichen, der bei hohen Zinsen typischerweise auftritt.“ Adam Whiteley, Portfoliomanager des BNY Mellon Global Credit Fund hält es für möglich, in den kommenden Jahren ein gesundes Einkommensniveau zu erzielen, das am unteren Ende der normalerweise für langfristige Aktienrenditen verwendeten Bandbreiten liegt. „Wenn die Märkte beginnen, einen noch höheren neutralen Zinssatz einzupreisen und die Renditen ansteigen, dann reichen die erzielten Erträge aus, um einen Anstieg um 80 Basispunkte aufzufangen, bevor Verluste entstehen“, sagt er. „Und selbst ein Anstieg der Renditen um 100 Basispunkte von hier aus würde immer noch nur einen geringen Verlust verursachen.“