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Chinas Covid-Politik gefährdet die Weltwirtschaft

Mai 2022
Weshalb insbesondere Europa vor großen Herausforderungen steht, erklärt Till Christian Budelmann, Chief Investment Officer bei der Schweizer Privatbank Bergos.
Privatbank Bergos
Till Christian Budelmann, Privatbank Bergos

Die Unsicherheiten an den Kapitalmärkten sind extrem. In den USA hat der Kampf gegen die Inflation begonnen. Till Christian Budelmann, Chief Investment Officer bei der Schweizer Privatbank Bergos, rechnet zwar mit fallenden Teuerungsraten, eine niedrige Inflationsentwicklung wie im vergangenen Jahrzehnt dürfte jedoch passé sein. „Der Krieg in der Ukraine stellt insbesondere Europa vor Herausforderungen, die Lockdowns in China führen weltweit zu starken Störungen in den Lieferketten. Anleger sind gleichzeitig mit fallenden Aktien und Anleihen konfrontiert – und mit Strafzinsen auf Cash. Alternative Investments können Verluste mildern. Der Blick nach vorn zeigt: Aktien bleiben der Renditebringer, Anleihen könnten erst ab einem späteren Zeitpunkt wieder wichtiger im Portfolio werden“, so der Kapitalmarktexperte.

China ist ein weiterhin unterschätzter Risikofaktor

Die Politik Chinas erachtet der Bergos-Investmentchef als das derzeit für Wirtschaft und Kapitalmärkte größte Risiko weltweit. Damit meint er vor allem die Null-Covid-Politik. Die damit verbundenen regionalen Lockdowns, insbesondere die Lage in Shanghai, verschärfen die Lieferkettenproblematik deutlich. „Es war erstaunlich, dass die Märkte lange auf die bedrohlichen Nachrichten aus China kaum reagiert haben, das hat sich zuletzt jedoch geändert“, sagt Budelmann. Während der Krieg in der Ukraine vor allem die europäische Wirtschaft belastet, sind Lieferkettenstörungen ein globales Problem, das auch die USA trifft, deren wirtschaftliches Wohlergehen wiederum ein wichtiger Faktor für die globalen Aktienmärkte ist.

Cash keine Alternative, Kapital bleibt in Vermögenswerten

Die vielen Unsicherheitsfaktoren wie Inflation, schwächelnde Wirtschaft, Ukraine und China haben auch an den Kapitalmärkten ihre Spuren hinterlassen. „Die Lage ist aus Multi-Asset-Sicht extrem. Sowohl die wichtigen Aktienindizes als auch der globale Anleihemarkt befinden sich in einem prozentual zweistelligen Drawdown. Das gab es in den vergangenen 45 Jahren noch nie, die Entwicklung der beiden Anlageklassen hat sich stets besser ausbalanciert“, erläutert Budelmann. Hinzu kommt, dass Cash vor dem Hintergrund der hohen Inflation und gleichzeitig weiterhin erhobenen Strafzinsen für viele Anleger keine Alternative darstellt. Das Kapital dürfte daher mittelfristig in Vermögenswerten investiert bleiben. „Tatsächlich ist der aktuelle Rückgang an den Aktienmärkten zwar signifikant, bei den derzeitigen Belastungsfaktoren und den großen Unsicherheiten aber nicht unverhältnismäßig stark ausgeprägt“, stellt Budelmann fest. Es gelte, diesen auch vor dem Hintergrund der – insbesondere in den USA – starken Performance im Jahr 2021 zu bewerten.