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Sich allein auf Deutschland zu verlassen, ist riskant

Oktober 2023
Weshalb die deutsche Wirtschaft nicht vorankommt, analysiert Frank Fischer, Shareholder Value Management AG, in seinem aktuellen Kommentar.
Shareholder Value Management AG
Frank Fischer, Shareholder Value Management AG

Eine schwächelnde Weltkonjunktur, hohe Inflation und steigende Zinsen sowie ein stockender Konsum und weiterhin belastende Energiepreise – die deutsche Wirtschaft kommt einfach nicht voran.

Firmen beklagen, neben den im internationalen Vergleich sehr hohen Energiepreisen, vor allem eine auswuchernde Bürokratie und einen erhöhten Fachkräftemangel. Ob das neue Wachstumschancengesetz und das ebenfalls neue Bürokratieentlastungsgesetz der Bundesregierung hier Abhilfe schaffen kann, bleibt abzuwarten. Es scheint, als läge die deutsche Wirtschaft in einem anhaltenden Dämmerzustand.

Und was macht die Börse? Sie hält sich auf einem relativ hohen Niveau. Wie passt das zusammen – vor allem, wenn man bedenkt, dass der ifo-Geschäftsklimaindex den vierten Monat hintereinander gesunken ist und das Bruttoinlandsprodukt (BIP) allenfalls stagniert? Während die G7-Partner weiterwachsen, wird die deutsche Wirtschaft in diesem Jahr schrumpfen. Die Rede vom „kranken Mann Europas“ macht wieder die Runde.

Exportland mit verbesserten Wachstumschancen

Doch es gibt Hoffnung. Denn Deutschland ist zuallererst eine Exportnation. Fast drei Viertel ihrer Umsätze erwirtschaften die Dax-Konzerne im Ausland. Und nimmt man die MDAX- und SDAX-Unternehmen hinzu, sind es immer noch zwei Drittel, die außerhalb Deutschlands umgesetzt und verdient werden. Deshalb sind die internationalen Wachstumsraten wichtig, weniger die deutschen Konjunkturaussichten. Der Internationale Währungsfonds (IWF) erwartet eine Wachstumsrate für die Weltwirtschaft in Höhe von 2,9 Prozent in diesem Jahr und von 3,1 Prozent im Jahr 2024. Im Vergleich zur letzten Prognose vom Oktober 2022 ist das für 2023 eine Aufwärtsrevision von 0,2 Prozentpunkten, für 2024 eine um 0,1 Prozentpunkte. Das ist zwar nicht viel, aber immerhin ein Hoffnungsschimmer, der die Börsenkurse bestimmt. Auch wenn vor allem der für die deutschen Unternehmen so wichtige Absatzmarkt China schwächelt.

Hinzu kommt: Realwirtschaft und Börse sind zwar miteinander verwoben, aber sie laufen nicht spiegelgleich. Während die Kapitalmärkte das Ende des Zinserhöhungszyklus in den USA und in Europa antizipieren und ihre Hoffnungen auf die Schubkraft von Künstlicher Intelligenz setzen, setzt in der Realwirtschaft nun die Bremswirkung der straffen Geldpolitik ein – und das nicht nur in Deutschland.

Deshalb sind wir froh, dass wir für unseren Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen und unseren Frankfurter UCITS-ETF – Modern Value auf der ganzen Welt nach „wunderbaren“ Unternehmen, wie wir sie nennen, Ausschau halten können. Diese haben Preissetzungsmacht und können so die Inflation ausgleichen.

Internationale Ausrichtung von großem Vorteil

Der Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen ist zu gut 30 Prozent in den USA investiert, und hier in Unternehmen wie Microsoft oder Alphabet, die mit ihrer Preissetzungsmacht auch in Zukunft hohe Gewinne einfahren werden. Investiert sind wir auch in den französischen Versicherungskonzern SCOR und den neuseeländischen Betreiber von Seniorenheimen und Kliniken Ryman Healthcare, um nur einige zu nennen. Natürlich sind im Portfolio auch einige deutsche Titel wie etwa secunet Security Networks oder Sartorius Stedim Biotech vertreten. Aber sie sind nur ein Teil der weltweiten Portfolioausrichtung. Sich allein auf Deutschland zu verlassen, wäre uns zu riskant.