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Netto-Null-Zielsetzung bis 2050 reicht nicht aus

April 2022
Alix Chosson, leitende ESG-Analystin bei Candriam, findet die Kritik am jüngsten Bericht des Weltklimarats IPCC nicht gerechtfertigt, fordert dennoch konsequenteres Handeln.
Candriam
Alix Chosson, Candriam

Die Zeit läuft uns davon und das Zeitfenster zum Handeln ist nun sehr eng geworden, meint Alix Chosson, leitende ESG-Analystin bei Candriam. Jedes Jahr ohne die richtigen Maßnahmen verschlingt etwas mehr von unserem kostbaren CO₂-Budget. Wenn wir nicht handeln, könnten wir den Rest des Gesamt-Kohlenstoffbudgets, das uns bleibt, um unterhalb einer Erderwärmung von 1,5 Grad Celsius zu bleiben, bereits bis 2027/2028 verbraucht haben. Das bedeutet, dass wir unsere Welt über die Grenzen dessen schieben, was der Planet aushält. Momentan wachsen sogar Zweifel, ob wir es überhaupt noch schaffen, unter der 2 Grad Celsius-Grenze zu bleiben.

Die meisten der notwendigen Maßnahmen und kohlenstoffarmen Technologien, die erforderlich sind, um spätestens im Jahr 2025 den Höchststand an weltweiten CO₂-Emissionen zu erreichen und diesen dann bis 2030 zu halbieren, existieren bereits und sind wirtschaftlich tragfähig. Was wir brauchen, ist ein sehr klares und entschlossenes Handeln der Regierungen, um eine kohlenstoffarme Welt zur einzigen Option zu machen.

Das offensichtlichste Problem ist noch immer unsere Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen. Diese muss deutlich verringert werden, und gleichzeitig müssen wir mehr Menschen auf unserem Planeten Zugang zu einer nachhaltigen Energieversorgung erhalten sollen. Genau darum geht es bei der Energiewende.

Es ist wichtig darauf zu bestehen, dass eine Netto-Null-Zielsetzung bis 2050 allein nicht ausreicht. Was wir brauchen, ist ein Dekarbonisierungspfad – ein Plan, ohne oder nur mit begrenzter Überschreitung unseres Kohlenstoffbudgets, wie wir unsere Welt bis 2050 auf Netto-Null-Emissionen bringen. In gewissem Sinne ist dieser Plan noch wichtiger als das Ziel, und darum geht es bei dem Alarm der Klimawissenschaftler.