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Inflation fordert Vermittler

Printausgabe | Juli 2022
In diesen Zeiten, in denen das Leben an so vielen Stellen teurer wird, sind Kosten ein besonders sensibles Thema. Das gilt für den Wohnbereich ebenso wie für Versicherungen und damit ganz besonders für die Altersvorsorge.
Fonds exklusiv
Kay Schelauske, Chefredakteur

Bei der Geldanlage und Altersvorsorge erfordern höhere Preissteigerungsraten ein entsprechendes Plus an Rendite, damit das Vertragsvermögen im Zeitverlauf nicht an Wert verliert. Gemeint ist die Sicherung der Kaufkraft, von einem realen Vermögensaufbau zunächst einmal ganz zu schweigen. Es ist zwar davon auszugehen, dass die Inflationsrate von ihrem „Acht-Prozent-Sockel“ schon bald runterkommen wird. Gleichwohl müssen wir uns infolge der weltwirtschaftlichen Entwicklungen und der noch an Fahrt zunehmenden „grünen Transformation“ auf ein erhöhtes Preisniveau einstellen.

Schon aus diesem Grund ist es richtig und wichtig, dass die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht, kurz BaFin, die Kosten von Fondspolicen unter die Lupe genommen hat. Für Vermittler lässt sich daraus eine klare Handlungsmaxime ableiten: Der Kunde kann nicht nur erwarten, dass die vorgeschlagene Fondspolice seine Anforderungen an Beitragsflexibilität, Investment und Ertragsaussichten erfüllt, sondern auch, dass die künftigen Erträge nicht durch zu hohe Kosten weggefressen werden. Mit Blick auf die BaFin-Untersuchung erscheint bei längeren Laufzeiten die Zwei-Prozent-Marke als sinnvolle Obergrenze.

Disziplin gefordert

Wer jetzt mit Verweis auf kostengünstige Exchange Traded Funds, kurz ETF, meint, dieser „Grenzwert“ sei viel zu hoch gegriffen, verkennt zweierlei: ETFs bilden einen Index ab. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Soll heißen: Das investierte Kapital entwickelt sich wie der jeweils zugrundeliegende Index bzw. Kapitalmarkt. Das ist gerade auch bei langen Laufzeiten eine feine Sache. Doch das Anlageergebnis hängt davon ab, wann das erwirtschaftete Kapital entnommen wird. Diesen Zeitpunkt muss dann der Sparer bestimmen und gleichzeitig – was häufig verkannt wird – die Disziplin aufbringen, das Kapital wirklich für seinen Ruhestand zu verwenden.

Fondspolicen sind Vorsorgeprodukte. Das zeigt sich, wie eingangs erwähnt, in vielfältigen Gestaltungsmöglichkeiten während der Ansparphase und inzwischen endlich auch verstärkt in der Rentenphase. Gute Produkte lassen dem Sparer auch zum Rentenbeginn die Wahl, ob er monatliche Rentenzahlungen wünscht oder Teilauszahlungen oder eine Kombination aus beidem. Außerdem bieten Fondspolicen die von vielen Kunden gewünschte Sicherheit nach Beitragsgarantien, gerade wenn es um die Altersvorsorge geht.

An dieser Stelle hat der Vermittler allerdings noch ein wichtiges „to-do“: Erfreulicherweise verschwinden die 100-Prozent-Garantien zwar vom Markt. Der „Garantieschieber“ sollte aber möglichst nicht nur auf 90 Prozent, sondern tiefer auf 80 bis 60 Prozent geschoben werden. Denn eine niedrigere Garantie schafft mehr Anlagefreiräume, weil nur ein geringerer Teil des Kapitals sicherheitsorientiert angelegt werden muss. Außerdem sollte die Fondsauswahl durch einen breit gestreuten Mix aus Aktienanlagen bestehen. Nur unter diesen Voraussetzungen lässt sich auch bei höheren Preissteigerungen ein realer Vermögenszuwachs für den Ruhestand erzielen.