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Geduld bei den Zinssenkungen

April 2024
Weshalb die geldpolitischen Lockerungen nicht allzu rasch im Jahr 2024 erfolgen dürften, erklärt Michael Grady, Aviva Investors.
Aviva Investors
Michael Grady, Aviva Investors

Aviva Investors erwartet in diesem Jahr stetige Zinssenkungen durch die weltweit wichtigsten Zentralbanken. Da das globale Wachstum stärker und die Inflation etwas hartnäckiger als erwartet bleibt. Dies geht aus dem jüngsten vierteljährlichen House View des Unternehmens hervor.

Der Vermögensverwalter rechnet mit einem globalen Wachstum von rund 3 Prozent für das Jahr 2024. Das ist zwar immer noch weniger als die 3,25 Prozent im Jahr 2023, aber es handelt sich um eine nach oben korrigierte Schätzung gegenüber den 2,75 Prozent zu Jahresbeginn. Dies ist darauf zurückzuführen, dass die Wachstumsdynamik im ersten Quartal 2024 in den meisten Regionen gleich geblieben ist oder sich leicht verbessert hat. Für die USA führte dies zu einem unerwartet guten Start ins Jahr, sodass die Konsensprognosen für das Wachstum im Gesamtjahr nach oben korrigiert wurden.

In der Eurozone wird nach einem Jahr der Stagnation im ersten Quartal mit einer Rückkehr zum Wachstum gerechnet. Da die Auswirkungen der höheren Energiepreise nachlassen, die Arbeitslosenquote in der Region historisch niedrig und die Sparquote der privaten Haushalte hoch ist, besteht Spielraum für eine Verbesserung der Verbraucherausgaben. Auch im Vereinigten Königreich wird für das erste Quartal mit einer Rückkehr zum Wachstum gerechnet, wenn auch in diesem Jahr langsamer, da die höheren Hypothekenkosten weiterhin für Gegenwind sorgen. In Asien bleiben die Wachstumsaussichten für Japan weiterhin positiv, wenngleich das Wachstum 2024 geringer ausfallen dürfte als 2023. Dies ist darauf zurückzuführen, dass der Neustart der Wirtschaft nach der COVID-19-Pandemie Anfang letzten Jahres zu einem deutlichen Wachstumsschub geführt hat.

Angesichts der Wachstumsaussichten rücken Zinssenkungen zwar in den Mittelpunkt des Interesses, doch dürften diese eher nach und nach als rasch erfolgen. Seit Anfang des Jahres hat der Markt den wahrscheinlichen Zeitpunkt der ersten Zinssenkung nach hinten verschoben und die Endrate des Zyklus nach oben korrigiert. Aviva Investors stimmt dieser Prognose für die USA zu und glaubt, dass es eine weitere Bewegung in diese Richtung geben könnte. Die Preisgestaltung für das Vereinigte Königreich wurde von den USA mitgezogen, obwohl der wirtschaftliche Hintergrund tatsächlich recht unterschiedlich aussieht. Infolgedessen könnte die Bank of England die Zinssätze früher und stärker senken, als derzeit angenommen wird.

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat klargestellt, dass sie im Juni den Leitzins erstmal senken wird. Anschließende Zinssenkungen werden voraussichtlich vierteljährlich erfolgen. Es wird erwartet, dass die jüngste Änderung der Politik der Bank of Japan die Kontrolle der Renditekurve (YCC) beenden und den Leitzins in den positiven Bereich anheben wird. Weitere Zinserhöhungen werden wahrscheinlich nur langsam erfolgen.

Was die Vermögensallokation betrifft, so dürften die bevorstehenden Zinssenkungen zusammen mit den robusten Unternehmensgewinnen zu einem günstigen Umfeld für Risikoanlagen führen. Aviva Investors hält daher an seiner Übergewichtung von Aktien fest, wobei die USA und Japan gegenüber den Schwellenländern relativ bevorzugt werden. Die Renditen waren in diesem Jahr bisher stark, und obwohl diese Entwicklung erwartet wurde, scheint es unwahrscheinlich, dass die Aktienmarktrenditen für den Rest des Jahres ein ähnliches Tempo beibehalten werden.

Das Team sieht ein steigendes Risiko, dass der Überschwang der Märkte zu Instabilität führt. Daher bevorzugt das Team auch eine Übergewichtung von Staatsanleihen, um die Vermögensallokation im Falle eines Risikoereignisses auszugleichen. Ein höheres Renditeumfeld sorgt auch für eine attraktivere Risiko-Ertrags-Dynamik, wenn der Kürzungszyklus eintritt. Die bevorzugten Märkte für eine Übergewichtung sind das Vereinigte Königreich und die Eurozone, während Japan untergewichtet ist. Das Team bevorzugt auch weiterhin eine weitgehend neutrale Haltung gegenüber Unternehmensanleihen, wobei das Risiko-Ertrags-Verhältnis bei Hochzinsanleihen angesichts der Phase des Zyklus etwas besser ist als bei Investment-Grade-Anleihen.

Michael Grady, Leiter der Anlagestrategie und Chefvolkswirt bei Aviva Investors, sagt: „Der Anfang des Jahres 2024 verlief für die Märkte besser als ursprünglich vorhergesagt. Insbesondere in den USA, wo die Konsensprognosen für das Wachstum nach oben korrigiert wurden, und in Großbritannien und Europa, wo im ersten Quartal mit einer Rückkehr zum Wachstum gerechnet wird.

Zinssenkungen sind sicherlich absehbar, und derzeit sieht es so aus, als würde die EZB als erste Notenbank handeln, möglicherweise schon im Juni. Die Bank of England hat jedoch das Potenzial, die Märkte zu überraschen, indem sie die Zinsen früher und stärker senkt, als derzeit eingepreist ist.

Wir erwarten daher, dass risikoreiche Anlagen in den kommenden Monaten im Mittelpunkt stehen werden. Auch wenn die globalen Wachstumszahlen am Ende unter dem Niveau von 2023 liegen, doch der unerwartet starke Jahresbeginn in Verbindung mit einem bevorstehenden Zinssenkungszyklus könnte den Aktienmärkten für den Rest des Jahres 2024 einen positiven Hintergrund verleihen.“