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Droht eine neue Dotcom-Blase?

Oktober 2022
Pamela Hegarty, Senior Portfolio Manager bei BNP Paribas Asset Management, zieht Vergleiche zur aktuellen Krise bei Tech-Aktien und erklärt, warum sich der Einstieg in Disruptive Technologien jetzt lohnt.
BNP Paribas Asset Management
Pamela Hegarty, BNP Paribas Asset Management

Die Bewertungseinbrüche bei Wachstumsunternehmen in der Technologiebranche haben historisches Ausmaß – nahezu vergleichbar mit der Dotcom-Blase und der globalen Finanzkrise. Pamela Hegarty, Senior Portfolio Manager bei BNP Paribas Asset Management, erklärt, was der entscheidende Unterschied zu vorherigen Krisen ist – und warum sich ein Einstieg in Disruptive Technologien gerade jetzt lohnt.

Entscheidender Unterschied zur Dotcom-Blase

Die Bewertungen von Wachstumsaktien befinden sich aktuell an einem historischen Tiefpunkt. Die Softwarebranche, die noch vor wenigen Monaten als einer der größten Profiteure der Covid-Pandemie erhebliche Wachstumsraten verzeichnete, steht heute mit Bewertungen da, die unter dem Niveau aus vorpandemischer Zeit liegen. Die mehrfache Schrumpfung im aktuellen Umfeld ist historisch gesehen extrem, fast vergleichbar mit der Dotcom-Pleite und der globalen Finanzkrise.

Steigende Zinsen belasten Wachstumsaktien überdurchschnittlich

Den größten Gegenwind erhalten disruptive Technologiewerte durch die radikale Straffung der Geldpolitik in den vergangenen Monaten, mit der die Zentralbanken die Inflation eindämmen wollen. Noch vor einem Jahr rechnete die Fed für das gesamte Jahr 2022 mit einer Anhebung des Leitzinses um 25 Basispunkte auf 0,9 Prozent. Eine weit gefehlte Schätzung, denn bereits im September lag der US-Leitzins bei einer Spanne von 3 bis 3,25 Prozent. Nächstes Jahr soll er sogar auf 4,6 Prozent steigen – der schnellste Straffungszyklus seit den 1980er Jahren.

Gerade für Marktakteure mit überdurchschnittlichen Wachstumserwartungen ist dies eine enorme Belastung, denn die erwarteten Cashflows dieser Unternehmen liegen oft weit in der Zukunft, werden infolgedessen mit höheren Zinssätzen belegt und verlieren so bei ansonsten gleichen Bedingungen deutlich an Wert – einer der Hauptgründe für die derzeitige Underperformance der Branche.

Verschärfung der Geldpolitik stärk strukturelle Growth-Werte

Wie die Zentralbanken beim Kampf gegen die Inflation weiter vorgehen, wird für Investoren bei der Entscheidung zwischen Value und Growth zur entscheidenden Frage. Die US-Notenbank hat es sehr deutlich gemacht, dass sie die Inflation um jeden Preis eindämmen will, selbst wenn sich die Wirtschaft dadurch deutliche verlangsamt. – Dass beides eintritt, gilt als sehr wahrscheinlich. In diesem Fall dürften strukturelle Wachstumswerte aufgrund ihrer Widerstandsfähigkeit wieder erheblich besser abschneiden. Erste Anzeichen dafür gibt es bereits: So ist etwa die Underperformance bei Wachstumsaktien heute wesentlich weniger ausgeprägt als zu Beginn des Jahres. Dies legt nahe, dass sich die Aktienmärkte bereits auf dieses Szenario eingestellt haben.

Die derzeit günstigen Bewertungen bieten Anlegern attraktive Konditionen für einen Einstieg in wachstumsorientierte Investments. Eine umfassende Marktbereinigung ist nicht zu erwarten, denn es gibt es einen entscheidenden Unterschied zu vorherigen Krisen wie der Dotcom-Blase: Die Tech-Branche ist heute wesentlich besser gegen eine Rezession aufgestellt als noch vor wenigen Jahren. Viele der Unternehmen sind zu Abo-Modellen übergegangen, die wiederkehrende Einnahmequellen bieten und damit auch eine größere wirtschaftliche Resilienz schaffen.

Tech-Themen haben hohe strategische Bedeutung

Langfristig bieten Investitionen in Growth und insbesondere in disruptive Technologien enorme Chancen, denn trotz des derzeitigen wirtschaftlichen und geopolitischen Gegenwinds werden die aktuellen Wachstumsthemen wie Cloud-Computing, KI, Automatisierung und Internet of Things (IoT) weiter an Bedeutung gewinnen. Die digitale Transformation hat für Unternehmen in nahezu allen Branchen einen zentralen strategischen Stellenwert. Auch wenn die IT-Ausgaben mittelfristig etwas sinken dürften, sorgen wichtige Kernthemen wie Cloud-Lösungen und Cybersicherheit dafür, dass der Markt auch in einer Übergangszeit stabil bleibt.

Wichtig bei Investitionsentscheidungen ist eine genaue Analyse der Unternehmen und eine breite Diversifizierung. Fonds wie etwa der BNP Paribas Disruptive Technology konzentrieren sich auf stabile Wachstumsunternehmen mit starken Bilanzen und hohen Wettbewerbsvorteilen und investieren auch hinaus über den Technologiesektor hinaus. Das hilft auch in einer schwierigen Marktphase, die Volatilität gering zu halten und das Risiko zu kontrollieren. Langfristig bieten Investments in Unternehmen, die innovative Technologien und Geschäftsmodelle entwickeln und voranbringen, erhebliche Wachstumschancen, die es zu nutzen gilt.