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Volatilität nutzen

September 2025

Die Schwankungen dürften im aktuellen Umfeld auch an den Anleihemärkten anhalten, meint Mark Nash. Dies könne jedoch auch Chancen bieten.

Jupiter Asset Management
Mark Nash, Jupiter Asset Management

War die globale Finanzkrise ein Weckruf für eine bessere Regulierung des Finanzsektors und der Finanzmärkte, so hat die Pandemie deutlich gemacht, wie vernetzt unsere heutige Welt ist, betont Mark Nash, Investment Manager im Fixed Income bei Jupiter Asset Management. Doch gerade als sich das Umfeld wieder zu normalisieren schien, hatte Donald Trumps Rückkehr ins Weiße Haus die Weltordnung auf den Kopf gestellt. Am 2. April, von Trump zum „Tag der Befreiung“ für die USA ausgelobt, kündigte der US-Präsident ein Zollpaket an, das viele Handelspartner der USA vor den Kopf gestoßen hat und droht, die Handelsordnung auszuhebeln.

Mit ihrem radikalen politischen Experiment will die US-Administration vor allem zwei Dinge erreichen: den Wiederaufbau der heimischen Produktionsbasis durch ein investitionsgetriebenes Wachstum und die Stärkung der seit Jahren stagnierenden Realeinkommen der Arbeitnehmer. Trumps Zollpolitik ist ein zentrales Element dieser Strategie. Mittel- bis langfristig könnte diese der US-Wirtschaft auch tatsächlich zugute kommen. Auf dem Weg dorthin muss jedoch mit einem schwächeren Wachstum, einer höheren Inflation, einem Einbruch des Geschäfts- und Verbrauchervertrauens sowie einem noch größeren Haushaltsdefizit gerechnet werden. Unterdessen ist die Unabhängigkeit der US-Notenbank als wichtigstem Treiber der globalen Märkte durch Trumps zunehmende Angriffe auf ihren Vorsitzenden in Frage gestellt.

Gleichzeitig haben wir es mit der angespanntesten geopolitischen Lage seit Ende des Kalten Krieges zu tun, da die USA versuchen, Chinas Aufstieg zur Supermacht zu verhindern, während der Russland-Ukraine-Krieg – mit dem Russland angeblich die NATO-Osterweiterung stoppen will – weiter andauert. Auch der Konflikt zwischen Israel und dem Iran und die anhaltenden Spannungen im Nahen Osten geben weiterhin Anlass zur Sorge. Mit der sogenannten „Friedensdividende“, durch die ein Großteil Westeuropas seit Ende des Kalten Krieges das zuvor für Verteidigung ausgegebene Geld in zivile Zwecke stecken konnte, scheint es vorbei zu sein: Seitdem Trump angedroht hat, das seit dem Zweiten Weltkrieg bestehende transatlantische Verteidigungsbündnis aufzukündigen, haben Länder wie Deutschland ihre Verteidigungsausgaben deutlich erhöht.

All dies hat enorme finanzielle Auswirkungen. Bislang war die Marktreaktion jedoch gemischt. Für Anleger können die sehr hohen Aktienbewertungen erhebliche Risiken mit sich bringen, wenn die Volatilität zunimmt. Insbesondere die Dominanz der Tech-Giganten verdeutlicht die Marktkonzentrationsrisiken. An den Anleihenmärkten könnte das Steuer- und Ausgabengesetz „Big Beautiful Bill“, mit dem Trump den Weg für zusätzliche schuldenfinanzierte Ausgabenprogramme ebnet, zu einem Angebotsüberhang und damit zusätzlichem Aufwärtsdruck auf die Renditen am langen Ende der Kurve führen. An den Unternehmensanleihenmärkten sind die Spreads weiterhin eng, sodass kaum Spielraum für einen starken Konjunkturabschwung bleibt. Traditionellen Anleihenstrategien fällt eine effektive Diversifikation in diesem Umfeld schwer, und viele wurden vom Ausverkauf von US-Staatsanleihen nach Trumps „Tag der Befreiung“ auf dem falschen Fuß erwischt.

Im zuletzt sehr volatilen makroökonomischen Umfeld hatten selbst die Zentralbanken Schwierigkeiten, die Zeichen der Zeit zu deuten. Die Verzögerung, mit der sie auf den pandemiebedingten Inflationsschub reagiert und die Zinsen angehoben haben, ist ein typisches Beispiel. Aus Anlegersicht halten wir es daher für sehr wichtig, ausreichend flexibel zu sein, um Anlageportfolios schnell und effizient anpassen zu können.

Der Nobelpreisträger Harry Markowitz sagte einst, die Diversifikation sei „das Einzige, was es bei der Kapitalanlage gratis gibt“. Anleihestrategien mit Absolute-Return-Ansatz können diese Diversifikation bieten. Neben dem Ziel, eine positive Performance zu erzielen, zeichnen sich Absolute-Return-Strategien dadurch aus, dass sie diversifizierende Renditen erzielen, wenn andere Anlageklassen unter Druck stehen.

Aus diesem veränderten Umfeld lassen sich zwei klare Schlussfolgerungen ziehen. Erstens muss mit einer höheren und stärker schwankenden Inflation gerechnet werden, und durch den volatileren Konjunkturzyklus werden sich mehr Makrochancen für aktive Investoren eröffnen. Zweitens wird die Tendenz zur Diversifikation weg von den USA anhalten und auch die Ära der Dollar-Dominanz dürfte zu Ende sein. Dadurch werden sich die Korrelationen zwischen den Staatsanleihenmärkten verringern, die globale Anlagevielfalt erhöhen und mehr Anlagechancen durch relative Bewertungsunterschiede eröffnen.