Benefits in der Privaten Krankenversicherung (PKV) sind freiwillige Zusatzleistungen oder exklusive Angebote, die PKV-Versicherten einen Mehrwert bieten sollen. Es wird höherer Komfort und besserer Service versprochen. „Die meisten zusätzlichen Gesundheitsangebote sind aber nicht in den Tarifbedingungen verbrieft“, erläutert Jörg Werner, vom PKV-Softwarehaus KVpro.de. Somit besteht kein Rechtsanspruch der Versicherten auf diese Leistungen. Zusätzliche Benefits könnten jederzeit ersatzlos gestrichen oder abgeändert werden. Wer also etwa – weil familiär vorbelastet – künftig Herzprobleme befürchtet, vom Angebot eines Mini-EKG-Geräts gehört hat, kann nicht darauf vertrauen, dass es diesen Service in 15 oder 20 Jahren – wenn er ihn benötigt – überhaupt noch gibt.
Fast alle Krankenversicherer bieten einen Gesundheitsservice an. Die Hallesche Krankenversicherung etwa hat mit den Medizin-Experten der Thieme TeleCare GmbH ein umfassendes Präventionsprogramm entwickelt. Zudem bietet die Assekuranz ein Gesundheitstelefon an, über das rund um die Uhr Auskunft zu Medikamenten, Krankheiten und Behandlungsmethoden erfragt werden kann. Es gibt eine Videosprechstunde und einen Facharzt-Terminservice sowie eine individuelle Patientenbetreuung. Mit „BetterDoc“ und „Zweite Zahnarztmeinung“ können sich Privatpatienten der Gothaer Krankenversicherung insbesondere bei schwerwiegenden Erkrankungen und beim Thema Kostenvergleich im Zahnbereich eine unabhängige, individuelle und schnelle ärztliche Zweitmeinung einholen.
Auch technische Diagnose-Geräte sind bei einigen Assekuranzen wie z. B. der HanseMerkur erhältlich. „Wir sehen die Herzgesundheit als ein zentrales Anliegen in der Gesundheitsvorsorge an“, sagt Pressesprecher Dirk Becker. Vollversicherte Kunden mit einem erhöhten Risiko für Vorhofflimmern haben die Möglichkeit, ein passbildgroßes, kabelloses Langzeit-EKG – das sogenannte „myritmo“ – zu nutzen. Das Gerät könne unkompliziert zu Hause selbst angebracht werden und dient der frühzeitigen Erkennung möglicher Herzrhythmusstörungen. Eine ärztliche Verordnung sei für den Einsatz nicht erforderlich. Die Auswertung der EKG-Daten erfolgt durch qualifizierte Kardiologen, heißt es. Das Angebot gilt aber nur in Ausnahmefällen
für Personen unter 55 Jahren.
Ein Screening zur Herzgesundheit haben auch andere Versicherer, wie die Allianz Private Krankenversicherung mit „ritmo“ im Angebot. Hier werde das Mini-EKG-Gerät vom Service-Partner dpv-analytics direkt ins Haus der Versicherten gebracht. Doch es gibt ebenfalls Einschränkungen. Denn die Kosten werden nur „im tariflichen Umfang“ unter „Berücksichtigung von Selbstbehalten“ übernommen. Auch das ist typisch für die Benefits der PKV-Unternehmen: Nicht jeder hat automatisch Anspruch auf alle Mehrleistungen des gleichen Versicherers. Die Leistungen können vom gewählten Tarif, dem Gesundheitszustand, Alter oder Beruf des Versicherten abhängen. Experte Werner: „Oftmals müssen Benefits auch erst aktiv vom Versicherten beantragt oder angefordert werden.“
spezielle Programme
Vielfach gibt es bei chronischen Erkrankungen spezielle Gesundheitsprogramme. Bei der LVM Krankenversicherung etwa für psychische Erkrankungen, chronische Schmerzen, Herz- und Atemwegserkrankungen, Diabetes mellitus oder Gewichtsreduktion. Für an Tinnitus-Erkrankte bietet die LVM eine digitale Neuro-Therapie. Und wer orthopädische Einlagen benötigt, bekommt als Vollversicherter vom Partner GetSteps und von der LVM nochmals zehn Prozent Rabatt auf das möglicherweise notwendige extra Schuhwerk. Dies zeigt: Die Benefits sind zahllos und sehr breit gefächert und doch ist das Angebot vielfach sehr vergleichbar. „Bewerten können und wollen wir es aber nicht“, sagt KVpro.de-Mann Werner. Das Softwarehaus arbeitet aber an einer Übersicht, die die Vermittlerschaft künftig für jedes PKV-Unternehmen im Rahmen des PKV-Tarif-Analyse-Programms KV-Lux Office aufrufen kann. Möglich, dass solche Übersichten die Kundschaft im Zuge der Beratung zumindest vom hohen Service-Niveau der PKV überzeugen kann.
Aktuell sollten Vermittler einfach die Homepage des anvisierten PKV-Unternehmens mit dem Stichwort „Gesundheitsservice“ aufrufen. Bei der Signal Iduna bspw. landet man dann auf der „Gesundheitswelt“, die vieles Hilfreiche für Lebensqualität verspricht. Bei der Süddeutschen Krankenversicherung (SDK) heißt die Landingpage „Gesundheits-Dienstleistungen“. Unterstützung gibt es dann „in allen Lebenssituationen“ vom Präventionskurs bis zur Expertenvermittlung. Umfangreich ist die Seite „Gesundheitsservices“ der Ergo-Tochter Deutsche Kranken Versicherung (DKV). Angeboten wird unter anderem eine digitale Sprechstunde, Coaching-Programme, ein Reiseservice oder „Best Care“ für die Top-Mediziner-Suche. Wer den Arzneimittelservice aufruft kommt unter anderem auf eine sehr praktische Seite: Den Preisvergleich. Dort lässt sich Geld sparen, wenn man bereit ist, von Originalpräparaten auf Generika umzusteigen. „Damit schonen Sie auch Ihren eigenen Geldbeutel – z. B. bei Selbstbeteiligungen“, heißt es vonseiten des Versicherers. Kleiner Wermutstropfen: Den Service kann jeder aufrufen – auch Kunden anderer PKV-Unternehmen.
rechnungen digital einreichen
Demgegenüber sind viele Serviceleistungen an die Nutzung der App gebunden, die jedes PKV-Unternehmen anbietet. Das gilt z. B. für die digitale Einreichung von Rechnungen. Dazu informiert die Debeka: „Mit der neuen App können Sie Ihre Belege ganz einfach per QR-Code oder Foto einreichen. Hierbei ermöglicht die gute Fotoqualität einen reibungslosen Ablauf… Durch die geräteübergreifende Synchronisation sind die Dokumente auf all Ihren Geräten abrufbar.“
Neben der App ist dies oftmals auch auf dem Portal möglich, wie etwa bei der Gothaer Versicherung über „Meine Gothaer“. Bei der Axa wurde das ePortal „Meine Gesundheit“ Anfang 2025 eingestellt. Alle Serviceangebote laufen nun über „My AXA“. Mit der App können zudem Rechnungen „geparkt“ werden, wie die Continentale Krankenversicherung empfiehlt. Das sei dann sinnvoll, wenn der Tarif eine Rückerstattung für „kostenbewusstes Handeln“ vorsieht: „Prüfen Sie bitte vor Einreichen von Belegen immer, ob eine mögliche Rückerstattung höher ist als die voraussichtliche Erstattung Ihrer Rechnungen des Kalenderjahres … Sinnvoll kann auch ein Mehrjahresvergleich sein.“ Die Rückerstattung ist auf jeden Fall auch ein wichtiger Benefit der PKV. Was möglich ist demonstriert eindrücklich die LKH im Tarif „GesundheitsUpgrade Premium“. Abhängig von den leistungsfreien Jahren gibt es bis zu vier Monatsbeiträge zurück sowie einen Bonus von bis zu 750 Euro. Vorsorgeuntersuchungen oder Impfungen sind übrigens meist unschädlich für Rückerstattungen und dürfen abgerechnet werden.
Pionierarbeit hat ein Chip-Test geleistet. Analysiert wurde das digitale Angebot bei Krankenkassen und privaten Krankenversicherern. Dazu erläutern die Autoren: „In den Wertungskategorien App, Web-Funktionen, allgemeiner Service und Digitale Gesundheitsangebote befragten wir die Kassen nach ihren digitalen Angeboten. Und zwar nur nach diesen, alle anderen Leistungen spielen in diesem Test keine Rolle, auch die Kosten nicht.“ Unter dem Stichwort „Digitale Gesundheitsangebote“ wurden die Beratungsangebote „jeder Art“ zu möglichst vielen medizinischen Fragen und Problemen von Fitness oder Stressmanagement bis Suchtprävention oder Schwangerschaftsbegleitung erfasst. Vergeben wurden insgesamt 60 Punkte. Acht Unternehmen wurden mit „sehr gut“ (nur DKV) bzw. „gut“ bewertet (siehe Tabelle auf Seite 59). Insgesamt wurden 14 PKV-Unternehmen untersucht. Für die Vermittlerschaft kann die Übersicht eine erste Orientierung sein – auch im Hinblick auf jene Teilnehmer, die im Test nicht so gut abgeschnitten haben.
Der Gesundheitsmarkt ist aber gewaltig in Bewegung. Zentral ist dabei die Einführung der elektronischen Patientenakte (ePA). Sie wurde seit 2025 für alle gesetzlich Versicherten in Deutschland eingeführt. Die privaten Krankenversicherungen hingegen „können“ sie anbieten. Allianz und Signal Iduna machen das schon und haben hier einen deutlichen Service-Vorteil. Viele andere PKV-Unternehmen arbeiten fieberhaft daran. Wie komfortabel das läuft, wird künftig ein deutlicher Benefit für die Anbieter sein.