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Dividenden steigen weiter

Juli 2025

Europäische Ausschüttungen erreichen ein Rekordniveau trotz anhaltender Handelskonflikte. Viktor Nossek, Vanguard Europe, erläutert die Details.

Vanguard Europe
Viktor Nossek, Vanguard Europe

Europäische Ausschüttungen erreichen ein Rekordniveau trotz anhaltender Handelskonflikte, erklärt Viktor Nossek, Leiter Investment- und Produktanalyse bei Vanguard Europe in seinem Dividenden Update. Die weltweiten Dividendenausschüttungen stiegen im zweiten Quartal im Jahresvergleich um sechs Prozent auf 835 Milliarden US-Dollar. Nach einem deutlichen Rückgang im ersten Quartal trug dieses Wachstum zu einer langsameren Abschwächung auf saisonbereinigter Basis bei, sodass sich die weltweiten Dividendenausschüttungen auf 12-Monats-Sicht bei 2,2 Billionen US-Dollar stabilisierten – ein Plus von acht Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die Abschwächung des US-Dollars, insbesondere gegenüber europäischen Währungen, dem japanischen Yen und dem australischen Dollar, unterstützte höhere Ausschüttungen in US-Dollar. Entwicklungen in der Handelspolitik und Unsicherheiten in den Lieferketten hatten bislang keine nennenswerten Auswirkungen.

REKORD IN EUROPA

Viele europäische Unternehmen zahlen ihre Dividenden im zweiten Quartal aus, was zu saisonal höheren Ausschüttungen führt und die globalen Dividendenmuster beeinflusst. In diesem Jahr sind die Entwicklungen besonders bemerkenswert: Europa (ohne Vereinigtes Königreich) verzeichnete einen Anstieg um 10 Prozent im Jahresvergleich, ein Plus von 23 Milliarden US-Dollar auf insgesamt 261 Milliarden US-Dollar im zweiten Quartal.

Zum Vergleich: Dieses Wachstum entspricht in etwa der kombinierten Steigerung in Nordamerika (+ 10 Milliarden US-Dollar), China (+ 7 Milliarden US-Dollar) und Japan (+ 6 Milliarden US-Dollar). Zudem erreichte der Kontinent im ersten Halbjahr Rekordausschüttungen in Höhe von 311 Milliarden US-Dollar – ein Anstieg von acht Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Im Gegensatz dazu blieben sie im Vereinigten Königreich im zweiten Quartal unverändert. Ausschüttungen in Q1 und H1 (41 Milliarden US-Dollar bzw. 58 Milliarden US-Dollar) zeigten ebenfalls keine Wachstumsrate im Vergleich zum Vorjahr. In den Schwellenländern (ohne China) ging das Ausschüttungsvolumen im Vergleich zum zweiten Quartal 2024 sogar um vier Milliarden US-Dollar zurück.

SEKTORALE UNTERSCHIEDE

Die Haupttreiber des Wachstums in Europa waren der Finanzsektor (+ 29 Milliarden US-Dollar), die Industrie (+ 13 Milliarden US-Dollar) und der Gesundheitssektor (+ 7 Milliarden US-Dollar), die zusammen fast die Hälfte des globalen Dividendenanstiegs von 49 Milliarden US-Dollar ausmachten.

Dagegen setzte sich der Rückgang bei Dividenden aus dem Energiesektor (- 17 Milliarden US-Dollar) und den Basismaterialien (- 3,5 Milliarden US-Dollar) fort, hauptsächlich aus Unternehmen in Schwellenländern ohne China. Auch der Sektor Konsumgüter (Consumer Discretionary) verzeichnete ein Minus von ein Prozent im Jahresvergleich, was den anhaltenden Druck auf den Konsum und die Margen widerspiegelt.

GEMISCHTE AUSSICHTEN

Chinas größte Banken haben 2024 von jährlichen auf halbjährliche Dividenden umgestellt. Diese Umstellung wird den Basiseffekt des starken ersten Quartals ausgleichen. Die Dividendenausschüttungen im dritten Quartal werden voraussichtlich nur etwa die Hälfte der jährlichen Gesamtbeträge des Vorjahres ausmachen, was Chinas Gesamtausschüttungen dämpfen könnte. Der Sektor der Basismaterialien dürfte weiterhin belasten, solange sich der chinesische Immobilienmarkt nicht signifikant erholt oder Zölle auf Kupfer-, Stahl- und Aluminiumproduzenten in Schwellenländern, die meist im dritten Quartal Dividenden ausschütten, angepasst werden.

Dividenden sind weiterhin ein zentraler Bestandteil langfristiger Aktienrenditen. Seit 1993 ist der FTSE All-World Index um mehr als 1.200 Prozent gestiegen – davon entfallen fast 600 Prozentpunkte auf reinvestierte Dividenden. Dieser Trend dürfte an Bedeutung gewinnen, insbesondere in einem Marktumfeld mit zunehmender Unsicherheit und Tendenzen zu Stagflation.