FONDS exklusiv: Weshalb kann sich der Blick auf divers geführte Unternehmen lohnen?
Daniel Wild: Wir gehen davon aus, dass Unternehmen mit einer höheren Vielfalt bezüglich Geschlechter, kulturellem Hintergrund, etc… besser in der Lage sind, komplexe Herausforderungen in einem dynamischen Umfeld zu bewältigen und Innovation voranzutreiben. Durch die Vermeidung von Diskriminierung in allen Formen entsteht eine produktivere Arbeitsumgebung und das Unternehmen kann erfolgreicher neue Talente anwerben. Dabei geht es nicht einfach um Diversität in quantitativen Zahlen, sondern um die vorherrschende Arbeitskultur, die aktiv gemanagt werden muss.
Worauf müssen Anleger zusätzlich achten?
D.W.: Natürlich kann bei der Nachhaltigkeitsanalyse für breit angelegte Fonds Diversität nicht isoliert betrachtet werden. Viele weitere finanzielle und nicht-finanzielle Faktoren im Zusammenspiel beeinflussen die Zukunft eines Unternehmens aus Risiko- und Opportunitätsperspektive. Diese Integration von Informationen steht im Zentrum unserer Aktienauswahl und Portfoliokonstruktion.
Weisen entsprechende Aktien tatsächlich eine bessere Wertentwicklung an den Börsen aus?
D.W.: Zahlreiche unabhängige Studien kommen zum Schluss, dass sich eine höhere Diversität durchschnittlich positiv auf die Wertentwicklung auswirkt, beispielsweise die umfassende Untersuchung von McKinsey aus dem Jahr 2023. Es existieren aber auch Studien mit gemischten Resultaten, was wiederum darauf schließen lässt, dass auch der weitere Kontext und andere Abhängigkeiten eine Rolle spielen. Ebenfalls schwierig zu belegen ist der Unterschied zwischen Korrelation und Kausalität: Hat Diversität zu einem besseren Unternehmenserfolg geführt, oder investieren erfolgreichere Unternehmen mehr in Diversität?
Per Dekret will US-Präsident Trump Programme zur Förderung von Diversität und Gleichberechtigung stoppen. Obendrein will Trump europäische Firmen, die Aufträge von der US-Regierung erhalten, dazu zwingen. Droht ein Rückschlag?
D.W.: Bereits heute beobachten wir, dass insbesondere international tätige Firmen ihr Narrativ zum Thema Diversität abschwächen oder entsprechende Programme nicht mehr erwähnen. Es ist jedoch noch zu früh um zu beurteilen, ob sich dadurch die durchgeführten Aktivitäten oder die Betriebskultur verändern. Was wir aber in einigen Fällen in den USA bereits beobachten: Einige Konsumgüter-Unternehmen, die ihre DEI-Versprechen zurücknehmen, erfuhren Unzufriedenheit und Boykotte seitens ihrer Kunden und könnten künftig vermehrt Schwierigkeiten haben, Talente zu gewinnen. Die in den kommenden Monaten erwarteten Nachhaltigkeitsberichte und die Veränderung der quantitativen Indikatoren werden mehr Aufschluss darüber geben. Ebenfalls bemerkenswert ist die Tatsache, dass andere Länder die Regulierung zur Förderung der Diversität weiter vorantreiben. Beispielsweise hat Australien am 27. März die Workplace Gender Equality Bill verabschiedet. Wir werden die globalen Entwicklungen aufmerksam und gespannt mitverfolgen.